BIBRA: Clara STRAUSS (geb. WEISSBACHER), 1887

Was Wir Wissen:
Familienname:
Strauss 
Geburtsname
: Weissbacher
Vorname: Clara
Geburtsdatum/Geburtsort: 19. Dezember 1887, Bibra
Todestag/Todesort: Genauer Todestag unbekannt
Gestorben im Alter von: 55 Jahren bei Deportation


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Clara (geb. Weißbacher) Strauss wurde am 19. Dezember 1887 im Dorf Bibra geboren. Clara hatte zwei ältere Brüder, Max und Adolf Weißbacher. Ihre Eltern waren Isaak Weißbacher und seine erste Frau, deren Name unbekannt ist. Am 25. Mai 1893 heiratete Isaak seine zweite Frau Therese Meyer; da war Clara sechs Jahre alt.

1900 war Bibra war ein kleines Dorf in Schmalkalden-Meiningen: Zur Zeit von Claras Geburt lebten etwa 134 Juden in Bibra; 1900 erreichte die Zahl mit 195 ihren Höhepunkt und ging dann stark zurück. 1924/25 lebten in Bibra 62 jüdische Einwohner, was etwa 10% der Gesamtbevölkerung ausmachte. Clara war das einzige Kind von Isaak Weißbacher das in Bibra blieb. Sie heiratete Bernhard Strauss, der 1889 in Frankfurt a/Main geboren wurde. Die beiden ließen sich in Bibra nieder und bekamen 1915 ihren Sohn Manfred. Einige Monate nach Manfreds Geburt fiel Bernhard Strauß im Kampf um seine Heimat.

Claras Brüder verließen beide Bibra: Über Adolfs Geschichte in dieser Zeit wissen wir wenig. Es ist möglich, dass er eine Paula Strobel geheiratet hat, aber weitere Beweise sind erforderlich. Über Max wissen wir mehr: Er kämpfte im Ersten Weltkrieg in der deutschen Wehrmacht. Aus dem Krieg kehrte er nach Schwandorf in Bayern zurück. Am 13. August 1918 heiratete er Olga Bachenheimer, geb. 06. Juli 1898 in Wetter, Hessen. Bis nach der Geburt des ersten Sohnes Werner Siegfried am 22. Juni 1920 lebte das Ehepaar in Schwandorf. Anschließend zog es nach Nördlingen, wo Herbert Ludwig am 10. August 1923 geboren wurde. Die Familie blieb bis in die 1920er Jahre in Nördlingen.

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Als im Januar 1933 das Naziregime begann, lebten Clara, ihr Vater und ihre Stiefmutter, Therese Meyer, in Bibra. Max und seine Familie waren in Nördlingen und Adolf war nachweislich in Berlin-Mitte. Große Veränderungen gab es Mitte der 1930er Jahre: Zunächst starb am 8. Oktober 1936 Claras Vater Isaak im Alter von 79 Jahren in Bibra. Anfang 1938 beschloss die Familie von Max Weißbacher, Deutschland zu verlassen und in die Niederlande zu gehen, von denen sie hoffte, dass sie in diesem Krieg wie im Ersten Weltkrieg neutral bleiben würde. Am 20. April 1938 wanderten Max, Olga und ihre beiden Söhne nach Utrecht aus in die Niederlande. Max‘ Stiefmutter Therese begleitete sie und starb dort 1942. Irgendwann verließ Manfred Strauss, vermutlich noch im Teenageralter, Deutschland und suchte Zuflucht in Uruguay.

Arolsen Archive, 128450739 Clara Strauss

Clara war allein in Bibra, als im Herbst 1941 die Deportationen begannen. Sie war die erste Weißbacherin, die deportiert wurde; Am 8. Mai 1942 verließen sie und vier weitere Juden Bibra um nach Weimar und dann weiter ins Ghetto Belzyce gebracht zu werden. (Die Gestapo, die zu diesem Zeitpunkt die Liste der zu deportierenden Juden aus Bibra erstellte, wusste nicht, dass Clara Witwe war.)

Im August 1942 wurden Herbert Ludwig und Werner Siegfried, die Söhne von Max und Olga Weißbacher zusammengetrieben und ins Durchgangslager Westerbork gebracht; von dort wurden sie nach Auschwitz deportiert. Beide wurden ermordet: Herbert Ludwig am 18. September 1942 und Werner Siegfried am 17. Oktober 1942. Die Todesursache für Herbert wurde in einem Totenbuch als „Akuter Magen und Darmkatarrh“ eingetragen. Claras Brüder wurden 1943 deportiert und ermordet: Adolf wurde am 1. März 1943 aus Berlin deportiert, in Rahmen der großen Razzia gegen Juden, um Berlin „judenfrei“ zu machen. Das Datum seines Todes ist nicht bekannt.

Arolsen Archives, 130398173 Werner Weissbacher
Arolsen Archives, 130398171 Olga (geb.Bachenheimer) Weissbacher

Am 12. Juni 1943 wurde Olga zusammengetrieben und in das Durchgangslager Westerbork gebracht. Am 19. August folgte sie Max. Sie blieben dort bis zum 14. September 1943, von woraus sie in das Konzentrationslager Bergen-Belsen transportiert wurden. Vier Monate später, am 25. Januar 1944, wurden sie weiter ins Ghetto Theresienstadt geschickt. Schließlich wurden Max und Olga am 9. Oktober 1944 aus dem Ghetto Theresienstadt nach Auschwitz deportiert; sie wurden am 11. Oktober 1944 ermordet.

Manfred Strauss, Einwanderungskarte

Manfred Strauss war der einzige Überlebende der Familie Weißbacher aus Bibra. 1999 reichte er in Yad Vashem ein Gedenkblatt ein, um das Andenken an seine Mutter zu ehren.

Yad Vashem, Pages of Testimony, 557713 Clara (geb. Weissbacher) Strauss

Quellen:
Deportation von Weimar (über Leipzig und Chemnitz) in das Ghetto Bełżyce (1. Teiltransport), 10.05.1942, 7.5.4/ 128450739/ ITS Digital Archive, Arolsen Archives
Karteikarten aus der Kartothek des Judenrats in Amsterdam,1.2.4.2 /130398171, 130398173/ITS Digital Archive, Arolsen Archives